Meine ersten Begegnungen mit Dachsen
Hast du schon mal einen Dachs gesehen? Bis vor zwei Jahren konnte ich diese Frage eindeutig mit einem Nein beantworten, bis ich irgendwann einen Dachsbau in der Nähe einer Bahnstrecke entdeckte. Damals konnte ich nur von der gegenüberliegenden Seite auf einen kleinen Teil des Dachsbaus schauen. Einige Abende verbrachte ich an diesem Bau, ehe ich nach vielen Versuchen eine erste Bewegung wahrnahm. Ich bekam meine ersten Dachse zu Gesicht und war überglücklich. An Bilder war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Ich konnte sie damals nur noch über meinen Kamerabildschirm erkennen und beobachten. Seit diesem Tag träumte ich davon, diese Tiere irgendwann einmal unter besseren Bedingungen zu Gesicht zu bekommen.
Mehrere Abende verbrachte ich auch auf einer Wiese in der Nähe dieses Dachsbaus. Ich bemerkte, dass sich die Dachse nach dem Verlassen des Baus auf dieser aufhielten. Leider geschah dies dort auch nur im Dunklen. An einem Spätsommerabend kam ein Dachs sogar keine zwei Meter neben mir raus. Das war meine erste intensivere Begegnung. Noch ein lustiger Fakt am Rande: Der Wind hatte zu diesem Zeitpunkt gedreht. Der Dachs roch mich also sehr schnell und verschwand wieder in Richtung des Baus. Es dauerte allerdings keine 10 Minuten und ich sah ihn 50 Meter weiter oben auf die Wiese flitzen.
Meine Dachsfamilie
Juni 2021 : Nach langem Suchen entdeckten mein Freund und ich eines Nachmittages am Rande eines Wäldchens einen befahrenen Dachsbau. Noch am gleichen Abend beschloss ich mein Glück zu versuchen und legte mich mit ausreichender Entfernung auf die Lauer. Ich hoffte sehr, dass sich ein Dachs noch vor Sonnenuntergang zeigen würde. Für das Erste wollte ich nur beobachten und herausfinden, ob der Bau wirklich befahren war und wann sich die Dachse zeigen würden. Noch vor Sonnenuntergang zeigte sich der erste Dachs. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie groß meine Freude war. Erneut war mein Ehrgeiz gepackt. Nur wenige Tage später versuchte ich mein Glück etwas näher am Bau. 20:47 Uhr war es dann so weit. Ich schoss mein allererstes Dachsbild. Ich war stolz wie Oskar und hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
Dachse können zwar nicht gut sehen, besitzen allerdings einen sehr gut ausgeprägten Geruchssinn. Dieser ist etwa 700-800 Mal stärker als bei uns Menschen. Man sagt auch, dass sie noch bis zu zwei Tage später riechen können, ob ein Mensch an ihrem Bau war. Achtet also unbedingt auf die Windrichtung.
Wie ich in den nächsten Wochen noch erfahren sollte, gab es immer einen Dachs, der als Erstes aus dem Bau kam. Er prüfte die Gegend, ob alles sicher war. Oft verschwand er danach wieder im Bau, um nach nur kurzer Zeit erneut herauszukommen. Ihm folgend hatte ich dann sehr oft mindestens einen weiteren Dachs sehen dürfen. Hatte sich die Gegend als sicher erwiesen, gab er sein „Ok“. Oft konnte ich die Dachse danach über eine lange Zeit am Bau beobachten, bevor sie sich auf Nahrungssuche begaben.
Wie sich herausstellte, befanden sich in meinem Dachsbau insgesamt fünf Dachse. Davon konnte ich zwei Jungtiere ausmachen, welche zu dieser Zeit schon recht groß, allerdings noch sehr verspielt waren. An einem der ersten Abende blieben die Jungtiere am Dachsbau zurück. Sie tobten und spielten eine sehr lange Zeit vor meinen Augen und erkundeten die Umgebung. Eines der Jungtiere war so vertieft im Erkunden, dass es irgendwann direkt vor meinem Stativ ankam. Es erschrak sich im ersten Moment so sehr, dass es zurück zum Bau lief. Da ich mich absolut ruhig verhielt und es mich nicht als „Mensch/Gefahr“ wahrnahm, siegte bei ihm die Neugier. Wenige Sekunden später begab es sich wieder auf Erkundungstour.
Alle fünf Dachse zusammen bekam ich nie zu Gesicht. Einmal waren vier Dachse gleichzeitig am Bau. An diesen Tag kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war ein milder Sommerabend. Aus irgendeinem Grund flogen Hunderte von Mücken durch die Luft. Kurz überlegte ich sogar, den Ansitz abzubrechen. Am Ende entschied ich mich fürs Bleiben. So ging ich zwei Stunden später mit ca. 100 Mückenstichen reicher nach Hause (ihr könnt euch nicht vorstellen, wie zerstochen ich aussah), hatte aber mein erstes Bild mit drei Dachsen auf meiner Kamera:
All diese Momente und Beobachtungen spielten sich oft weit nach Sonnenuntergang ab. So habe ich sie zum größten Teil nur in meiner Erinnerung festhalten können. Die Tage, an denen ich zu guten Fotos kam, zählten zu den selteneren. Und doch hat es mich fast täglich zu ihnen gezogen. Die Monate am Dachsbau zählen für mich ebenfalls zu den schönsten Erlebnissen, die ich bisher in meiner fotografischen Laufbahn erleben durfte.
Seit Ende des Sommers habe ich nach Absprache mit dem zuständigen Jäger an meinem Dachsbau eine Überwachungskamera angebracht. Ich möchte noch sehr viel mehr über ihr Leben und Verhalten herausfinden. So habe ich festellen können, dass sie sich auch im Winter fast täglich zeigen. Sie sind allerdings viel inaktiver. Auch kommen nicht mehr alle aus dem Bau heraus. Mindestens einen kann man allerdings fast jede Nacht kurz sehen. Auch durfte ich schon live bei einer Dachspaarung dabei sein. Ein interessanter Fakt am Ende: Diese dauerte über anderhalb Stunden.