Canon R5 Mark II im Praxistest: Wildlife Fotografie
Meine Erfahrungen mit der Canon R5 Mark II
Lange habe ich überlegt, ob ich ein Review zur Canon EOS R5 Mark II schreiben soll oder ob ich es lieber den Technik-Profis überlassen sollte. Nach vielen Anfragen aus meiner Instagram-Community habe ich mich schließlich doch dazu entschlossen. Ich möchte hier gern meine Erfahrungen teilen, die ich mit den ersten paar tausend Auslösungen mit der Kamera gemacht habe. Allerdings werde ich den technischen Part nicht wirklich vertiefen. Das überlasse ich lieber den Technik-Spezialisten
Erste Schlagzeilen – die Canon R5 Mark II rauscht mehr als ihr Vorgänger!
Einige Zeit nach meiner Vorbestellung der R5 Mark II bei Kameraexpress tauchten die ersten Schlagzeilen auf: „Die R5 Mark II rauscht mit elektronischem Verschluss bei dunklen Bedingungen mehr als ihr Vorgänger, was für ein Mist! Sollte man doch lieber bei der R5 bleiben?“ → So oder so ähnlich ging es dann auf Youtube und Co. weiter.
Super! Genau das sind die News, die ich hören wollte, da ich wegen meiner geräuschempfindlichen Models selbst immer den elektronischen Verschluss nutze und es oft schon dunkel ist, wenn meine tierischen Fotomotive endlich auftauchen … Aber es ist ja wie immer mit solchen Meldungen: Labortests und die Praxis – draußen in der Natur – unterscheiden sich leicht und wie nun immer mehr klar wird, ist die Mücke doch kein Elefant.
Zwergwidder Rambo packt aus
Als die Kamera endlich bei mir ankam, half mir mein Zwergwidder Rambo natürlich erst einmal beim Auspacken. Kaum hielt ich die Kamera in der Hand, stellte ich fest, dass es kaum einen Größen- oder Gewichtsunterschied zur Vorgängerversion gibt (und das ohne zu messen!). In der Hand liegt sie im Vergleich zum Vorgänger besser, dennoch fehlt mir ein Batteriegriff. Das Handling gefällt mir mit dieser Grifferweiterung einfach besser, und natürlich hält der Akku damit länger – ein großer Vorteil, wenn man mitten in der Fotosession nicht plötzlich gezwungen sein möchte, den Akku zu wechseln.
Canon R5 Mark II: Passt der Batteriegriff des Vorgängermodells?
Da ich ohne meinen Batteriegriff nicht auskommen wollte, stellte sich mir die pragmatische Frage: Passt der Batteriegriff der R5 (BG-R10) an die neue R5 Mark II? Eine schnelle Google-Suche brachte keine eindeutigen Antworten, aber schon erste Hinweise, dass es funktionieren könnte. Also beschloss ich, es einfach selbst auszuprobieren. Und siehe da: Der Griff passt gut in das Akkufach der R5 Mark II. Etwas nervös war ich beim Testen trotzdem, denn ich wollte schließlich nicht gleich nach der Ankunft der Kamera mein Geld durch einen Fehlversuch verlieren. Doch es sah gut aus – die Kamera ließ sich einschalten, und auf den ersten Blick funktionierten auch alle Tasten und Wahlräder (weitere Tests folgen in den nächsten Wochen).
Weiterhin möchte ich anmerken, dass ich leider nicht testen konnte, ob mit dem BG-R10 auch alle Videofunktionen oder der Pre-Burst Modus an der R5 Mark II verfügbar sind, da mir aktuell ein zweiter LP-E6P Akku (Übrigens nicht so toll, schon wieder einen neuen Akkutyp einzuführen …) fehlt und somit wie auch bei der Nutzung von nur einem LP-E6NH folgende Anzeige erscheint:
Hinweis! Aufgrund von eventuellen Problemen wie mangelnder Schutz vor Nässe, Fehlfunktionen oder nicht unterstützte Funktionen möchte ich hier keine Empfehlung für diesen Versuch aussprechen.
Anpassung der Tasten und Wahlräder
Als nächstes passte ich die Tasten und Wahlräder an, um das Layout meiner alten R5 zu rekonstruieren. Dabei fiel mir auf, dass ich die „Foto <-> Movie“ – Umschaltung, die ich bei der alten R5 über die M-Fn-Taste nutzte, an der neuen R5 Mark II auf keine Taste legen kann. Hier wäre es schön, wenn Canon dies noch in einem Software-Update integrieren könnte. Vielleicht habe ich aber auch etwas übersehen und ein Technik-Profi hat hier einen Tipp für mich?
Natürlich verstehe ich, dass der Foto-Video-Schalter auf der linken Seite der Kamera genau dafür gedacht ist. Aber hat Jemand an das Geräusch im Hinblick auf die Wildtierfotografie gedacht, das dieser Schalter macht? Außerdem frage ich mich, wie ich diesen Hebel beim Freihand-Fotografieren mit der 600er Brennweite ohne eine dritte Hand bedienen soll, ohne durch die notwendige Bewegung irgendwelche Tiere aufzuscheuchen.
Ein weiteres Rätsel für mich ist die „Lock“-Taste zwischen der „On“- und „Off“-Stellung. Wirklich notwendig finde ich diese für meine Anwendungszwecke nicht.
Ansonsten konnte ich alle Tasten so belegen, wie ich sie bei der Canon R5 auch schon belegt hatte. So ist es keine große Umstellung im Handling.
Optimierter elektronischer Sucher
Nachdem ich die Grundeinstellungen vorgenommen hatte, war es Zeit, die Kamera in Aktion zu testen. Beim ersten Blick durch den Viewfinder stellte ich fest, dass ich nun mehr von dem sehen konnte, was ich aufnehmen wollte und das Display deutlich heller einstellen konnte. Die zusätzliche Helligkeit benötige ich jedoch selten, da ich meist bei wenig Umgebungslicht fotografiere und den Viewfinder daher eher gedimmt betreibe.
Ein interessantes neues Feature ist die „Blackout-freie Anzeige“. Nachdem ich die Funktion aktiviert hatte, sah ich durch den Sucher und machte ein paar Probefotos. Zuerst sah alles aus wie immer. Doch nachdem ich die Funktion deaktivierte, fiel mir auf: Kein Flackern, kein Schwarzwerden beim Auslösen! Man sieht das Motiv durchgängig – ein echter Vorteil, an den ich mich gewöhnen könnte.
Der Autofokus
Der Autofokus der Canon R5 Mark II hat mich nach den ersten paar Fotos mit Rambo in Aktion positiv überrascht. Er scheint deutlich schneller und präziser zu greifen als bei der Vorgängerversion. Besonders beeindruckend ist, dass die Augen sofort fokussiert werden, selbst auf größere Distanzen. Auch wenn ein Tier kurz hinter einem Grashalm, Baum oder anderen Hindernis verschwindet und wieder auftaucht, bleibt der Fokus erstaunlich stabil.
Trotz dieser Verbesserungen stößt der Autofokus noch immer an seine Grenzen, besonders bei der „Königsdisziplin“: Vögel in dichtem Gebüsch oder Bäumen zu dieser Jahreszeit zu fotografieren. Der Wechsel von Licht und Schatten im blättrigen Unterholz stellt nach wie vor eine Herausforderung dar. Dennoch ist insgesamt eine deutliche Verbesserung zu spüren.
Ein Problem mit der R5 hatte ich immer in dunklen Situationen, wenn der Autofokus zu “Pumpen” anfing und man dann eine gefühlte Ewigkeit warten musste, bis der Fokus wieder saß. Nach ersten Tests mit der R5 Mark II in der Dämmerung scheint dieser Effekt immer noch, aber seltener aufzutreten.
Das AF-System mit Augensteuerung an der Canon R5 Mark II
Eine der aufregendsten Neuerungen für mich ist das AF-System mit Augensteuerung. Die Idee, nicht mehr den AF-Spot mit den Fingern verschieben zu müssen, sondern dies durch Augenbewegungen zu steuern, klingt faszinierend. Die Realität sieht jedoch etwas anders aus.
Es dauerte allein zwei Minuten, den Menüpunkt zum Einschalten der Funktion zu finden – ohne vorher die Bedienungsanleitung zu lesen, versteht sich. Nach der Aktivierung musste die Kamera auf mein Auge kalibriert werden, was einem Sehtest ähnelte. Aber keine Sorge, Sehtest bestanden! Ich probierte die Augensteuerung sofort bei meinem Zwergwidder Rambo aus. Und tatsächlich: Da, wo ich hinschaue, wandert ein orangener Kreis hin, und nach dem Bestätigen der Position durch das halbe Durchdrücken des Auslösers springt der Fokuspunkt genau dorthin. Genial! Die Farbe des Pointers kann man übrigens auch einstellen, wenn auch nur in Lila, Weiß oder Orange – aber immerhin. Etwas Übung braucht man dafür aber schon und man muss wirklich in sehr exakter Position in den Sucher schauen, ansonsten wandert der Pointer nicht wirklich in die Richtung in die man ihn haben will. Das kann leider öfter passieren als man denkt, vor Allem, wenn man ab und zu das Tier über die Kamera hinweg beobachtet und dann schnell durch den Sucher anvisieren will aber nicht die zuvor Kalibrierte Position mit dem Auge einnimmt.
Deshalb habe ich mir die Display-Beleuchtungstaste, die ich sowieso nie benutze, für das An- und Ausschalten der Augensteuerung umkonfiguriert, um in brenzligen Situationen schnell zur traditionellen Fokuspunktwahl via Cursor oder Touchmodus wechseln zu können.
Verbesserungen in der Action-Fotografie – Voraufnahme, Geschwindigkeit, Puffer und Belichtungszeit
Als Tierfotograf ist man ständig in Bewegung und die Motive sind es auch. Besonders Vögel sind dafür bekannt, in unvorhersehbaren Momenten loszufliegen und den Fotografen damit zu ärgern, immer genau diesen Punkt, wo die Flügel so schön präsentiert werden, zu verpassen. Wie toll wäre es da, wenn man den Start eines Vogels rückwirkend aufnehmen könnte? Mit der R5 Mark II ist das nun möglich – die „Voraufnahme-Funktion“ ermöglicht bis zu 15 Bilder vor dem Auslösen. Ein absolutes Plus in der Action-Tierfotografie! Und das wirklich coole ist, dass im Gegensatz zur R7 die Bilder auch gleich unkomprimiert vorliegen und nicht erst auf umständliche Art und Weise Einzelbilder aus sogenannten “Rollen” extrahiert werden müssen.
Ein weiteres Highlight ist die verbesserte Geschwindigkeit, mit der der Sensor ausgelesen werden kann und die damit verbundene Anzahl an Bildern im Serienmodus, die von 20 auf 30 Bilder pro Sekunde gesteigert wurde. Das ist besonders bei sich schnell bewegenden Tieren ein großer Vorteil. Noch bemerkenswerter für mich ist jedoch der deutlich vergrößerte Pufferspeicher. In actionreichen Situationen kann ich nun länger auf dem Auslöser bleiben, ohne dass die Kamera eine Pause einlegen muss – ein absoluter Vorteil, wenn beispielsweise Fuchswelpen gerade mit einer Maus spielen.
Was ich auch toll finde, ist die Verringerung der Belichtungszeit beim elektronischen Verschluss von 1/8.000 Sekunde bei der R5 auf 1/32.000 Sekunde bei der R5 Mark II. Denn was nützt mir ein Objektiv mit einer geringen Blendenzahl, wenn ich die Tiefenschärfevorteile nicht in hellen Situationen nutzen kann. Oft musste ich bei den Tageslicht liebenden Zieseln, Vögeln im Flug oder auch Reptilien in der Sonne mit der R5 die Blendenzahl erhöhen, damit das Bild nicht überbelichtet wird.
Freihandfotografie mit 600er Festbrennweite – Bildstabilisator
Hatte ich schon erwähnt, dass ich meine Festbrennweiten der Flexibilität wegen gern ohne Stativ einsetze? Wäre ja toll, wenn die R5 Mark II hier noch etwas unterstützen könnte. Und ja, laut Datenblatt kann Sie das. Das IBIS-System wurde verbessert, was für mich in der Praxis bedeutet, ich kann Kamera mit Objektiv jetzt noch 2-3 Sekunden länger halten und etwas mehr dabei zittern und die Fotos vom Fuchs am Feldrand werden trotzdem noch scharf. Man merkt es auch deutlich in dunkleren Situationen, wo meine persönliche Grenze im Freihand-Modus für einen schlafenden Dachs bei 1/60 Sekunde lag und nun doch etwas mehr drin ist. Da die Erfahrung zeigt, dass die meisten Fotomodels von mir erst kurz nach Anbruch der Dämmerung die Bühne betreten ist das ein ziemlicher Fortschritt, der im Umkehrschluss bedeutet: Juhu, ich kann ich noch 5 Minuten länger in der Dämmerung fotografieren!
Erfahrungen bei schlechten Lichtverhältnissen
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Rauschen der Kamera in dunklen Situationen. Nach der Auswertung der Bilder mit der R5 Mark II, welche bei einem ersten Ansitz am Feldrand in der Dämmerung aufgenommen wurden, konnte ich subjektiv keinen signifikanten Unterschied im Rauschen im Vergleich zur Canon R5 feststellen. Somit ist das anfängliche, mulmige Gefühl wieder vergangen.
Fazit
Hat sich die Investition in den Nachfolger meiner geliebten Canon R5 gelohnt? Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass ich den Kauf der R5 Mark II nicht bereue. Die Wahrscheinlichkeit, mehr nutzbare Situationen und entsprechend gute Fotos zu erzielen, hat sich allein durch den verbesserten Autofokus in Kombination mit der Voraufnahme-Funktion, dem verbesserten Bildstabilisator und dem größeren Pufferspeicher merklich erhöht. Genau darauf kommt es in der Tierfotografie an – in Momenten, in denen es auf Sekundenbruchteile ankommt, kann diese Kamera den entscheidenden Unterschied machen.
Das war’s vorerst mit meinen ersten Eindrücken von der neuen Canon R5 Mark II. In den kommenden Wochen werde ich weitere Erfahrungen sammeln und sie mit euch auf meinen Profilen bei Instagram oder Facebook teilen. Über Feedback zu meinem ersten Kamera-Review freue ich mich sehr!
Ein letztes Wort zum Schluss
Wie Manche von euch bereits wissen, bin ich seit einiger Zeit Markenbotschafterin bei Kameraexpress. Die Canon R5 Mark II habe ich lediglich auf der Webseite von ihnen vorbestellt. Sie wurde aus eigener Tasche ohne Rabatte bezahlt. Es ist also ein neutraler Erfahrungsbericht, welcher von Niemandem beeinflusst wurde.