
Ein vertrauter Clan im Wandel
Seit vielen Jahren begleite ich meine Dachse in ihrem Dachsrevier. Die Dachse zu beobachten ist für mich mehr als ein Hobby – es ist ein Stück Zuhause geworden. Ganzjährig begleite ich sie entweder über eine Wildtierkamera oder live vor Ort. Mittlerweile kenne ich ihre Gewohnheiten und erkenne auch den ein oder anderen Dachs sofort wieder. Doch diesen Sommer war vieles anders.
In den letzten Jahren war es vor allem ein Rüde, der das Bild prägte. Er war der Chef des Clans, unverkennbar durch sein Verhalten und die markante Narbe über dem Auge. Viele Abende habe ich ihn begleitet, und es wurde fast schon zur Gewohnheit, ihn zu vermissen, wenn er einmal nicht bis zum Sonnenuntergang aus dem Bau kam.



Doch in diesem Frühjahr war schnell klar: Ihn werde ich nicht wiedersehen. Mein letzter Moment mit ihm liegt im vergangenen Herbst. Anfangs hoffte ich noch, er würde irgendwann wieder auftauchen. Doch irgendwann schwand die Hoffnung. Ob er gestorben ist oder von einem stärkeren Rüden vertrieben wurde, bleibt ein Rätsel. Sicher ist nur: Er war alt – und ich durfte ihn lange Zeit erleben.

Dachse beobachten im Frühling – ein neuer Rüde übernimmt
Als ich im Frühjahr meine ersten Ansitze begann, war alles spürbar später dran als in den Jahren zuvor. Normalerweise kann ich schon um Ostern herum die ersten Dachse beobachten – dieses Mal ließen sie sich lange bitten.



Als die ersten Begegnungen schließlich doch kamen, fehlten nicht nur der alte Chef, sondern auch die dazugehörige Fähe. Stattdessen lernte ich neue Gesichter kennen: ein neuer Rüde, eine neue Chefin – der Clan hatte sich neu geordnet.

Dachse beobachten im Sommer – Nachwuchs im Bau
Mitte Mai gelangen mir endlich die ersten Bilder. Zwar kamen die Dachse weiterhin erst nach Sonnenuntergang heraus, doch das Licht reichte nun für Aufnahmen. Schon von der Wildkamera wusste ich, dass die Fähe drei Welpen zur Welt gebracht hatte.

In den letzten Jahren hatte ich erlebt, dass die alte Fähe ihre Jungen manchmal schon vor Sonnenuntergang hinausließ, um die wärmenden Strahlen zu genießen. Die neue Chefin dagegen war vorsichtiger: Erst weit nach Sonnenuntergang zeigte sich der Nachwuchs. Scheinbar fehlt es ihr noch an Erfahrung. Als ich die Kleinen schließlich sah, waren sie schon deutlich älter und größer. Von den drei Welpen konnte ich draußen allerdings nur zwei beobachten – vermutlich haben nur sie es geschafft, was in der Wildnis nicht ungewöhnlich ist.



Die beiden spielten sich sofort in mein Herz. Da sie schon etwas älter waren, war ihr Mut größer. Oft verließen sie ungeduldig noch vor den Erwachsenen den Bau. Doch allzu weit wagten sie sich nicht – früher oder später bemerkte es die Mutter. Manchmal verlies sie auch der Mut und sie kamen auf direktem Weg zurück in den Bau gerannt.


Der Clan in Bewegung
Dieses Jahr kamen sehr häufig alle Mitglieder vom Clan gemeinsam aus dem Bau. Da war es gar nicht so einfach, ein gutes Bild von ihnen zu bekommen. Oft sah ich nur einen großen, schwarz-weißen Haufen vor mir.
Auch das Wetter stellte mich dieses Jahr vor neue Aufgaben. Oft passte der Wind nicht, sodass ich den Platz wechseln oder auf eine Beobachtung verzichten musste. So verbrachte ich insgesamt weniger Abende draußen als in den Vorjahren. Hinzu kamen noch wochenlange Regentage.





Ein unerwarteter Besucher – Ein Fuchs am Dachsbau
Doch manchmal hat die Natur ihre eigenen Überraschungen parat. Während ich also geduldig am Bau saß und auf die Dachse wartete, kam plötzlich jemand ganz anderes vorbei: ein Fuchs. In all den Jahren ist mir das noch nie passiert. Lediglich einmal lief ein Fuchswelpe durch den Wald – Jedoch um einiges weiter weg. Keine fünf Minuten nach der Fuchsbegegnung saß an dieser Stelle dann ein Dachs und hat sehr genau untersucht, wer es wohl gewesen sein könnte, der in seinem Vorgarten unterwegs war. Wie ihr wisst sind Fuchs und Dachs sind meine absoluten Lieblinge. Besser hätte der Abend nicht laufen können.

Umbauarbeiten am Dachsbau
Ein besonderes Schauspiel erlebte ich mitten im Sommer: Die Dachse begannen, ihren Bau umfassend umzugestalten. Ganze Ausgänge wurden verdoppelt, andere komplett dicht gemacht. Bisher war vor allem der alte Rüde für seine baulichen Fähigkeiten bekannt – er liebte es, über Wochen hinweg zu graben und neu zu gestalten.
Dieses Jahr teilte sich die neue Chefin die Arbeit offenbar mit einem weiteren Clanmitglied. Noch vor Sonnenuntergang begann der Umbau. Teilweise flogen ganze Steine aus dem Bau. Besonders spannend war das für die beiden Welpen, die ihre Mutter nicht selten von der Arbeit abhielten.






Ein gefiederter Abendgast
Neben den Dachsen gab es noch einen weiteren Begleiter, der diesen Sommer besonders machte: eine junge Tannenmeise. Über viele Wochen hinweg flog sie jeden Abend denselben morschen Stamm an, um dort zu schlafen.
Ich kann mich noch gut an meine erste Begegnung mit dieser ihr am Dachsbau erinnern. Ich entdeckte sie in den Ästen eines Baumes, wie sie mich beobachtete. Kurze Zeit später flog sie in einen umgestürzten Stamm nur wenige Meter neben mir. Und dort blieb sie auch und machte keine Anstalten, wieder weg zu fliegen. Ich machte mir sofort Sorgen – war sie krank, oder einfach nur sehr jung und müde? Ich habe lange überlegt, ob ich hingehen und nachsehen sollte. Am Ende habe ich ihr vertraut und gedacht: vielleicht schläft sie hier einfach nur.


Ein paar Tage später war ich wieder da, um die Dachse zu beobachten – ich hoffte innerlich so sehr, irgendein Zeichen von ihr zu bekommen. Nicht nur, damit ich sie wiedersehen konnte, sondern auch, damit ich beruhigt sein konnte, dass es ihr gut geht. Und dann geschah das nahezu unmögliche: sie kam zurück, flog in den Baumstamm und setzte sich wieder an ihren Platz.
Dieses kleine Ritual wiederholte sich über viele Wochen. Jeden Abend habe ich sie erwartet, und wenn sie später kam, machte ich mir gleich wieder Gedanken. Doch sie war da, und ich durfte diese stillen Momente mit ihr teilen.
Irgendwann hat ein Sturm den Baum umgeworfen – Ich bemerkte es beim Kamerawechsel auf dem Weg zum Dachsbau. Der Schlafplatz war weg – und damit auch die Tannenmeise. Das hat mich tief getroffen. Aber noch stärker ist die Dankbarkeit, dass ich das erleben durfte. Eine Begegnung, die wohl nur einmal im Leben so geschieht und die ich nie wieder vergessen werde.

Fazit – warum Dachse beobachten für mich so besonders ist
Dieses Jahr im Dachsrevier war voller Veränderungen. Auch wenn ich den alten Chef vermisse und nun ein neuer Rüde die Führung übernommen hat, war es wieder eine ganz besondere Zeit.
In den Sommermonaten tanke ich die Energie für den Rest des Jahres – und es gibt für mich nichts Schöneres, als sie bei den Dachsen zu verbringen. Manch einer würde sagen, das sei eintönig oder langweilig. Für mich gibt es nichts, was ich lieber tun würde.





Und für alle, denen meine Arbeit gefällt und die sich ein Stück von meinem Dachsclan mit nach Hause nehmen wollen, empfehle ich meinen Fotokalender für das kommende Jahr. Wie auch in den letzten Jahren sind die Dachse darin vertreten, und das gleich auf zwei Kalenderblättern:

Fotokalender 2026 im A3 Format
Für das Jahr 2026 habe ich wieder dreizehn besondere Begegnungen mit heimischen und nicht heimischen Wildtieren festgehalten. Jede Aufnahme erzählt ihre eigene Geschichte – von stillen Momenten im Wald bis zu unerwarteten Begegnungen in freier Natur.
Dieses Mal gibt es eine Premiere: Gleich drei Tierarten sind zum ersten Mal im Kalender vertreten!
Kein Mehrwertsteuerausweis, da Kleinunternehmer nach §19 (1) UStG.
Lieferzeit: 5-10 Werktage
Noch mehr Einblicke in das geheime Leben der Dachse gebe ich auf meinem Instagram- und Facebookkanälen.