Canon R5 Mark II im Praxistest: Wildlife Fotografie

Canon R5 Mark II im Praxistest: Wildlife Fotografie

Anne Lindner mit Canon R5 Mark II und Canon EF 600 mm F4 II USM vor einem Maisfeld
Rambo beim Unboxing der Canon R5 Mark II.
Bildschirm der Canon R5 Mark II mit der Anzeige Folgende Funk. sind aufgrund inkomp. Akkus o. in Komb. mit Batteriegriff eingeschränkt - Movieaufnahme, Netzwerkfunkt. - Verwendung v. manchem Zubehör  - Anzeige bei der Verwendung des Canon Batteriegriffs BG-R10
Kalibrierung Augensteuerung Canon R5 Mark ii
Ich prüfe, ob das Blld auf der Canon R5 Mark II scharf ist.
Ricke beim Säugen in den Dämmerung.

Fortsetzung folgt: Die ersten 85 Tage und 50.000 Fotos mit der Canon R5 Mark II

Nach 85 intensiven Tagen mit der Canon R5 Mark II und über 50.000 Aufnahmen möchte ich nun meine bisherigen Erfahrungen teilen. Der Schwerpunkt lag auf der Wildlife-Fotografie, ergänzt durch eine Hochzeit, eine Falknershow und Hamsterfotografie. Ich habe die Kamera in den unterschiedlichsten Situationen getestet – von Zieseln und Wiedehopfen bis hin zu Schwarzspechten bei schlechten Lichtverhältnissen, Rehen in der Dämmerung, einem Fuchs im Sprung und Hamstern auf unruhigem Hintergrund.

Außerdem habe ich in den letzten Wochen viele Stunden im Ansitz auf Rotwild verbracht, um die Kamera im dichten Wald und auf Lichtungen zu testen. Auch der ein oder andere Hagelschauer und Starkregen konnten die R5 Mark II auf Herz und Nieren prüfen. Die meisten Fotos entstanden mit dem Canon EF 600mm f/4L IS II USM, dem Canon RF 70-200mm f/2.8L IS USM und dem Canon EF 400mm f/2.8L IS II USM. Nach diesen intensiven Erfahrungen ist es nun Zeit, eine Fortsetzung meines Reviews zu schreiben, um weitere Erkenntnisse mit euch zu teilen.

Fuchs im Frost während er nach einer Maus springt.

Wildlife: Ziesel, Wiedehopf und Schwarzspecht bei schlechtem Licht

Die Fotografie von Zieseln war überraschend unkompliziert. Die Tiere sitzen oft in freiem Gelände, was es einfach machte, die R5 Mark II mit ihrem schnellen Autofokus und der hohen Serienbildrate voll auszureizen. Selbst kleine Bewegungen wurden präzise eingefangen. Ähnlich verhielt es sich beim Wiedehopf, den ich im hohen Gras fotografiert habe. Der Wiedehopf ist ab und zu hinter Grashalmen verschwunden, aber der Fokus blieb dennoch stabil und hat nicht gepumpt. Der Wiedehopf zeichnet sich durch seine auffällige Federhaube aus, die besonders im wechselnden Licht eine Herausforderung für den Autofokus darstellt. Trotzdem arbeitete der Autofokus hier zuverlässig, selbst bei schnellen Bewegungen und wechselnden Lichtbedingungen.

Ein Ziesel im Gras fotografiert mit der Canon R5 ii.
Ein Ziesel liegt in der Wiese.
Ein Schwarzspecht am einem Baumstamm.
Wiedehopf auf einem Zaun.
Ein Schwarzspecht fotografiert mit der Canon R5 ii.
Schwarzspecht putzt sich das Gefieder.

Beim Schwarzspecht, den ich bei schlechten Lichtverhältnissen fotografierte, zeigte die R5 Mark II jedoch ihre Grenzen. Zwar gelang es mir, einige gute Aufnahmen zu machen, aber der Autofokus war in dunklen Bereichen nicht immer so präzise wie gewünscht. Das „Pumpen“, das ich bereits bei der R5 beobachtet hatte, trat hier ebenfalls vereinzelt auf, wenn auch seltener. Interessanterweise blieb der Fokus bei den Videos, die ich vom Schwarzspecht gemacht habe, stabil, selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen. Hier zeigte die R5 Mark II ihre Stärken, besonders beim Filmen in schwachem Licht.

Rehe und Rotwild: Wildlife-Fotografie in der Dämmerung und im Wald

Die Fotografie von Rehen und Rotwild stellte eine besondere Herausforderung dar, insbesondere in der Dämmerung und im dichten Wald. Beim Anpirschen ist es nicht immer möglich, das Stativ sofort aufzubauen, weshalb ich ab und zu freihand in dunklen Szenen fotografieren und filmen muss. Der verbesserte Bildstabilisator (IBIS) der R5 Mark II half mir, auch bei schwachem Licht ohne Stativ scharfe Aufnahmen zu machen. Der Autofokus funktionierte gut, jedoch hatte er in sehr dunklen Szenen weiterhin Probleme, präzise zu bleiben. Die begrenzten Lichtverhältnisse und das dichte Unterholz erschwerten die Arbeit des Autofokus erheblich.

Trotz des verbesserten Bildstabilisators war es schwierig, scharfe Aufnahmen ohne Stativ zu erzielen, insbesondere bei Belichtungszeiten unter 1/100 s. Das ist an sich schon ein guter Wert, aber dennoch kam es zu Problemen. Auf Lichtungen, wo mehr Licht vorhanden war, zeigte die Kamera hingegen ihre Stärken. Der Autofokus arbeitete präzise, und die Bildqualität blieb auch bei höheren ISO-Werten überraschend gut. Hier wären weitere Optimierungen wünschenswert, um die Kamera noch besser für schwierige Lichtverhältnisse zu machen.

Ein junger Hirsch schaut neugierig in die Canon R5 ii.
Ein schwarzer Hirsch auf einer kleinen Lichtung.
Hirschkühe fotografiert im letzten Licht.

Hochzeit: Mittagssonne und dunkle Schatten – Alles zugleich

Bei der Hochzeit hat die Canon R5 Mark II ihre Stärken gezeigt, insbesondere bei der Gesichtserkennung und den hohen ISO-Werten. Zwar habe ich relativ gutes Blitzequipment, nutze es aber so gut wie nie, da es mir zu unpraktisch ist. Daher bin ich oft auf die Kamera ohne Blitz angewiesen.Der extrem schnelle aber zum Glück auch endlich stabile Gesichtsfokus hat es mir ermöglicht, viele emotionale Momente einzufangen, und das alles ohne Blitz. Es gab immer wieder einen starken Wechsel aus greller Mittagssonne und Schatten, was eine besondere Herausforderung für die Belichtung und den Autofokus darstellte. Ich habe Fotos bei ISO-Werten bis zu 10.000 aufgenommen, und selbst in dunklen Szenen waren die Ergebnisse erstaunlich gut. Das Bildrauschen war minimal, und die Bildqualität blieb durchweg auf einem sehr hohen Niveau. Auch der Autofokus in der Dunkelheit hat überzeugt und sich als äußerst zuverlässig erwiesen, selbst in schwierigen Lichtsituationen.

Ein Hochzeitspaar fotografiert mit der Canon R5 ii.
Schwierige Lichtverhältnisse während eines Hochzeitsshootings gut gemeistert mit der Canon R5 ii.

Falknershow: Falken im Sturzflug

Die Falknershow war eine fantastische Gelegenheit, die Geschwindigkeit und Präzision der Canon R5 Mark II zu testen. Besonders bei schnell fliegenden Vögeln, wie dem Gerfalken im Sturzflug oder dem Rauhfußkauz im Anflug, zeigte sich die Schnelligkeit des Autofokus. Die Kamera erfasste die Augen der Vögel gestochen scharf, sogar in extrem schnellen Bewegungen. Allerdings hatte der Tieraugenfokus hin und wieder Schwierigkeiten und fokussierte anstatt der Vögel Menschen in der Menge. Dies war besonders ärgerlich bei sich schnell bewegenden Szenen, da solche Fehler schwer zu korrigieren sind. Ich wünsche mir, dass Canon durch ein optimiertes Training des Fokussystems der Kamera besser beibringt, dass Menschen keinen Schnabel haben und im Tieraugenfokus-Modus ignoriert werden sollten.

Ein Falke auf einem Falknerhandschuh.
Erste Versuche mit er Canon R5 ii während ener Flugshow in der Falknerei am Rennsteig.

Hamsterfotografie: Gras, Hitzeflimmern und andere Widrigkeiten

Bei der Hamsterfotografie zeigte die R5 Mark II ähnliche Probleme wie ihr Vorgänger. Bei unruhigen Hintergründen, wie Laub oder Gras auf dem Boden, hatte der Autofokus Schwierigkeiten, zuverlässig zu fokussieren. Zusätzlich gab es Probleme beim Fokus durch Hitzeflimmern vom Boden, was bei warmen Temperaturen und Tieren, die so klein wie Hamster sind, zwangsläufig auftritt. Trotz eines leichten Fortschritts im Vergleich zur R5 bleibt der Autofokus in solchen Szenarien nicht immer verlässlich. Hier hoffe ich auf zukünftige Software-Updates, die das Fokussystem weiter optimieren könnten.

Ein Feldhamster auf einem Weg.
Ein Feldhamster schaut zwischen Grabsteinen hervor.
Ein Feldhamster im hohen Gras.
Ein Feldhamster zur goldenen Stunde.

Extremwetter: Hagel, Starkregen und Paula

Auch der ein oder andere Hagelschauer und Starkregen konnten der R5 Mark II nichts anhaben. Die robuste Bauweise der Kamera, die für raue Outdoor-Bedingungen entwickelt wurde, hat sich bewährt. Selbst bei extremem Wetter zeigte die Kamera keine Schwächen, was sie für Outdoor-Fotografen zu einer verlässlichen Wahl macht. Allerdings haben die ersten Steine und Äste schon ihre Spuren hinterlassen. Die Displays sind aber gut durch Displayschutzfolien geschützt. Dieses Mal habe ich matte Displayschutzfolien getestet, welche ich aber niemandem empfehlen kann –> Die beworbenen Vorteile kann ich absolut nicht nachvollziehen. Sobald die Folien ausreichend abgenutzt sind, werde ich wieder klare Schutzfolien verwenden.

Weiterhin ist anzumerken das die Kamera bei Kaninchen wie Paula eine miese Performance abgibt. Sie hat die Augenmuschel der Kamera binnen Sekunden zerbissen … Das gibt einen Stern Abzug! Und nachdem ich die Kamera mal wieder zu lang allein bei Ihr glassen habe musste auch noch die Gummiblitzschutzkappe dran glauben. Nachfolgend seht ihr ein Bild von Paula. Und ja, ich habe sie immer noch unglaublich lieb. 🙂

Mein Löwenkopfkaninchen Paula fotografiert mitder Canon R5bii.

Neuer vs. alter Akku: Was soll das mal wieder?

Die Akkuleistung der neuen LP-E6P Akkus für die Canon R5 Mark II ist leider nicht immer ausreichend für lange Outdoor-Sessions, besonders bei kalten Temperaturen. Bei ausgedehnten Wildlife-Fototouren habe ich öfter gemerkt, dass der Akku schneller in die Knie geht, als mir lieb ist. Klar, das Display und die hohe Serienbildrate fordern ihren Tribut, aber es wäre schon praktisch, wenn der Akku etwas länger durchhalten würde. Die neuen Akkus sind gefühlt schlechter als die alten LP-E6NH, zumindest was die Arbeitsdauer angeht. Sie scheinen irgendwie schneller leer zu sein. Warum das so ist und ob es nur ein Gefühl ist, kann ich nicht sagen, aber sicherlich werden das die Technikspezies irgendwann mal messen und vielleicht sogar nachweisen.

Weiterhin stört mich extrem, dass ich mit den älteren Akkus, von denen ich eine Menge habe, so viele Funktionen wie die Voraufnahme, sehr viele Videofunktionen als auch die WLAN-Funktion gar nicht bzw. eingeschränkt nutzen kann. Ich bin mir unsicher, ob das aus technischer Sicht wirklich notwendig ist oder eher eine Marketingstrategie für die neuen Akkus darstellt. Für längere Ansitze oder intensivere Aufnahmesituationen habe ich daher immer mindestens zwei Ersatzakkus dabei. Gerade bei den Temperaturen im Herbst Richtung Winter merkt man deutlich, wie schnell der Akku an Leistung verliert, was die Planung und Flexibilität einschränkt.

Konnektivität: Wie schnell bekomme ich meine Bilder aufs Handy?

Wenn ich mal keinen Laptop dabei habe, nutze ich gern die Camera Connect-Funktion, um schnell ein paar Bilder rüberzuziehen und vorzubereiten. Aus Spaß habe ich mal gemessen, wie lange es dauert, 10 RAW-Bilder (etwa 55 MB pro Bild) per App über das WLAN der Kamera aufs Handy zu kopieren. Und siehe da, es hat sich was getan! Statt 207 Sekunden mit der R5 braucht man jetzt nur noch 130 Sekunden mit der R5 Mark II. Immer noch sau langsam, aber immerhin ein Fortschritt! Das Handy war übrigens ein iPhone 13 Pro Max, und auch auf dem iPad waren die Zeiten ähnlich, was darauf hindeutet, dass die Kamerahardware hier der Flaschenhals ist. Airdrop-Geschwindigkeit wäre hier meiner Meinung nach definitiv wünschenswert… Aber ich sags mal so, um mal schnell !Ein! Foto rüberzuziehen und das ohne Laptop, dafür ist die Funktion schon sehr schön.

Einige der oben gezeigten Bilder sind auch in meinem neuen Fotokalender für 2025 enthalten. Wer sich also etwas „wildlife“ nach Hause holen möchte, findet in dem Kalender 13 wilde Momente aus den vergangenen 12 Monaten.