Wenn ich von meinen Begegnungen mit Zieseln erzähle, wissen die meisten Menschen nicht, was Ziesel genau sind und wie sie aussehen. Mir ging es zunächst genauso. Inzwischen kenne ich sie besser als manche meiner Jackentaschen.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Begegnung mit Zieseln in der Natur. Wir fuhren über ein Wochenende in eine Gegend, in der sie zu finden sein sollten. Schon während der Autofahrt war ich sehr aufgeregt und voller Vorfreude. Hoch motiviert stiegen wir ein paar Stunden später aus dem Auto und machten uns auf die Suche. Die Motivation ließ nach, nachdem wir bei über 25 Grad und gefühlt mehreren Stunden noch kein Ziesel entdecken konnten.
Plötzlich vernahmen wir einen schrillen Pfiff. Wir waren allein. Mein Freund war es nicht und ich auch nicht. Wer also dann?! Kurze Zeit später entdeckten wir ein kleines, Erdmännchen ähnliches Wesen mitten auf einer Wiese: Unser erstes Ziesel. Doch noch ehe ich mich nähern oder die Kamera hochnehmen konnte, war es auch schon wieder verschwunden. Weit konnte es nicht gekommen sein, denn wir haben es nicht wegrennen sehen. Doch wohin konnte es verschwunden sein? Wir entdeckten schließlich kleine Löcher auf den Wiesen. So beschloss ich, mich in die Nähe eines solchen Loches zu legen und abzuwarten. Ich wartete und wartete. Irgendwann schaute vorsichtig eine Schnauze aus dem Loch. Jetzt war es endlich so weit. Oder auch nicht? Als es mich mit meiner Kamera erblickte, verschwand es sofort wieder in seinem Bau.
Das war meine erste Begegnung mit einem Ziesel.
Ziesel fotografieren
Ich habe gelernt, wie viel Zeit, Geduld und Glück es braucht, um Ziesel in der freien Natur zu fotografieren. Auch sind sie nicht immer zu sehen, weil sie Winterschlaf halten und eigentlich sehr scheu sind.
Ziesel besiedeln meist Steppengebiete oder Graslandschaften. Zu ihrer Nahrung zählen hauptsächlich grüne Pflanzenteile, Blüten, Wurzeln und Samen. Auch habe ich sie schon kleine Käfer essen gesehen.
Ihr Lebensraum ist durch den Menschen stark eingeschränkt und sie haben darauf reagiert. Ähnlich wie viele Eichhörnchen haben sie sich angepasst und sind heute häufiger auch in der Nähe von Menschen zu finden. Manche verlieren ihre Scheu oder lassen sich mit Futter anlocken.
Viele Fotos kommen auf diese Art zustande. Aber es ist problematisch, wenn das Anfüttern mit falschem Futter geschieht und zu Fehlernährung und Schäden bei den Tieren führt. Zum anderen werden die Ziesel nicht in ihrer eigentlichen Verhaltensweise und ihrer natürlichen Umgebung gezeigt.
Es ist mir wichtig, die Tiere unverfälscht und „undressiert“ mit der Kamera zu beobachten. Der Wunsch nach einem tollen Foto sollte gegenüber dem Respekt vor der Natur der Tiere zurücktreten.
Ziesel sind extrem flinke Tiere, die fast nie sehr lange an einer Stelle sitzen bleiben können. Meist wirkt ihr Treiben sehr hektisch. Sie leben zwar in Kolonien zusammen, jedoch hat jedes Ziesel seinen eigenen Bau, wenn sie nicht gerade Jungtiere haben. So konnte ich schon sehr oft beobachten, dass der „Nachbar“ von gegenüber misstrauisch beäugt wurde, wenn er bei seiner Nahrungssuche fündig geworden ist. So passiert es nicht selten, dass es zu Streitereien unter ihnen kommt.
Ich freue mich besonders auf Frühling und Sommer, wenn ich auf einer Wiese liegen und ihr Treiben beobachten kann. Mit etwas Glück und wenn ich mich sehr still verhalte, kommen sie nah an mich heran oder klettern in die Blende meiner Kamera. So konnte ich sie schon in den witzigsten Situationen erleben. Bei einer meiner letzten Begegnungen konnte ich sie dabei beobachten, wie sie Polstermaterial für ihren Bau zusammen sammelten. Dabei haben sie den Mund ganz schön voll genommen.
Zum Schluss noch eine interessante Beobachtung: Bei all meinen Besuchen bei den Zieseln ist mir aufgefallen, dass sie besonders stark auf äußere Einflüsse reagieren. So konnte ich jetzt schon mehrfach feststellen, dass gleich mehrere Ziesel aus ihren Verstecken gerannt kommen, sobald man etwas hoch in die Luft wirft. Warum das so ist, kann ich euch nicht sagen. Ich konnte es jetzt allerdings schon mehrfach beobachten.